Eines meiner Lieblingsthemen ist seit vielen Jahren das hündische Kommunikationsverhalten. Bei uns Menschen – die wir „Ohrentiere“ sind – erfolgt die bewusste Kommunikation in erster Linie über verbale Äußerungen (Sprache). Deshalb neigen wir meist dazu, unsere Hunde zuzutexten 🙈. Die körpersprachl. Informationen, die auch wir Menschen übermitteln, beachten wir eher weniger. Dennoch nehmen wir sie (unbewusst) wahr.

Dazu ein Beispiel: Jemand hält einen fachlich exzellenten Vortrag, steht dabei jedoch abgeknickt, in sich gekehrt, ohne Blickkontakt und nervös herumtippelnd auf dem Podium. Würde uns das überzeugen? Die meisten Zuhörer empfinden das als unauthentisch und es fällt ihnen schwer, sich von der fachlichen Exzellenz der Referentin überzeugen zu lassen – obwohl diese zweifelsohne vorhanden ist! Am Ende bleibt ein irgendwie mulmiges Gefühl – verursacht durch eine Inkongruenz von verbaler und Körpersprache.
Genau so ergeht es unseren Hunden häufig mit uns 🙈. Sie erfassen zwar den Sinngehalt unsere Worte nicht (mit Ausnahme konditionierter Kommandos), nehmen aber jede noch so kleine Mimik, Gestik oder Muskelspannung wahr, sie erfassen unsere Intention und Stimmung allein an der Art, wie wir etwas sagen (Lautstärke, Tonfall, Intonation, Tonhöhe, Tempo, Rhythmus, etc).

Dazu ein Beispiel: Ein Hundehalter gibt das verbale Kommando „Bleib!“ (gerne auch durch Handzeichen unterstützt). Beim Sich-Entfernen lädt er allerdings mit jeder Faser seines Körpers dazu ein, ihm zu folgen, glaubt innerlich ohnehin nicht daran, dass das klappt. Der Hund läuft ihm hinterher und versteht den darauf folgenden Unmut seines Halters überhaupt nicht – hat er aus seiner Sicht doch alles richtig gemacht: Er hat alle körpersprachlichen (und mentalen) Signale seines Menschen brav befolgt! Das verbale Kommando und die körpersprachliche Aussage (und die innere Haltung) stimmten hier nicht überein. Je häufiger der Hund diese Erfahrung macht, desto weniger wird er in der Lage oder auch gewillt sein, zu lernen. Das frustriert alle Beteiligten. Am Ende heißt es, der Hund sei stur, unfähig, unwillig, etc. – er trägt somit die Schuld am Scheitern! Das bedeutet meist das traurige Ende jeglicher partnerschaftlicher Zusammenarbeit (das gilt übrigens ebenso für zwischenmenschliche Partnerschaften – einseitige Schuldzuweisungen führen niemals zu Lösungen 😜).
Unsere Hunde reagieren IMMER in erster Linie auf unsere körpersprachliche Information. Das ist auch der Grund, warum wir unseren Hunden nichts vormachen können – sie durchschauen uns sofort! Im Umkehrschluss heißt das, dass Hunde aus ihrer Sicht immer logisch handeln. Es liegt an uns Menschen, diese Logik verstehen zu lernen. 😊 Um fair und auf Augenhöhe mit unseren Hunden kommunizieren zu können, müssen wir (Hunde-) Menschen lernen, unsere eigene Körpersprache bewusst wahrzunehmen, aktiv und adäquat zu steuern und damit authentisch zu sein. Gelingt uns dies, sprechen wir nicht nur besser „hündisch“, sondern wirken auch auf unsere Mitmenschen authentischer und überzeugender (charismatischer).
Wir alle kennen Menschen, zu denen unsere Hunde von der ersten Sekunde der Begegnung Vertrauen haben. Selbst eher zurückhaltende Charaktere lassen sich von diesen anfassen, suchen ihre Nähe und befolgen ihre Ansagen. Das sind keine Hundeflüsterer, nein, es sind Personen, deren Haltung und Aussagen kongruent sind. Sie sind für unsere Hunde vertrauenswürdig. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die immer wieder schlechte Erfahrung mit Hunden machen – sei es, weil sie Angst haben, unsicher, ungeschickt oder auch unaufrichtig sind. Auch das nehmen unsere Hunde sofort wahr.

Unsere Hunde sind wahre Meister der körpersprachlichen Kommunikation. Sie lesen in uns wie in einem offenen Buch und lassen sich nicht täuschen . Das ist ihr Metier! Darin sind sie hochbegabt! Sie haben viel Zeit, uns zu beobachten und ziehen daraus ihre eigenen Schlüsse – in ihrer Logik absolut schlüssig! Dein Hund erkennt meist allein am Klang deiner Schritte vom Auto zur Wohnungstür, wie deine aktuelle Stimmung ist! Meine Hündin wird immer dann unruhig und quengelig, wenn ich länger am Schreibtisch sitze, als mir gut tut – lange bevor ich selbst es bewusst spüre. Wenn ich dann die Arbeit beende und aufstehe, legt sie sich hin und entspannt!
Wir tun gut daran, unseren Hunden in dieser Hinsicht zu vertrauen! Sie spiegeln unser Befinden perfekt! Und sie haben es mehr als verdient, dass wir lernen, uns unserer eigenen körpersprachlichen Signale bewusst zu werden und authentisch mit ihnen umzugehen – das tut uns auch gut. Ich persönlich vertraue niemandem, den mein Hund nicht mag – er hat das deutlich bessere Gespür dafür. Das ist seine Kernkompetenz, darin ist er mir weit voraus und ich kann viel von ihm lernen!

Nicht umsonst haben Hunde eine heilsame, beruhigende Wirkung auf uns Menschen – vorausgesetzt, wir wenden uns ihnen zu, öffnen uns und schätzen ihre Kompetenzen und Fähigkeiten als ehrliche Bereicherung! Ich schätze mich sehr glücklich, dies immer wieder aus Neue erleben zu dürfen – bei unseren tiergestützten Einsätzen in Schule und Kindergarten ebenso wie in meinem eigenen Alltag mit Hund!