Aussiedoodle, Jagdinstinkt und Impulskontrolle

Genetische Disposition des Aussiedoodle 

Der Australian Shepherd ist ein Hütehund. Hütehunde reagieren auf jegliche Art von Bewegungsreizen -schließlich müssen sie die Bewegung einer Herde oder einzelner Tiere steuern und kontrollieren. Er ist zudem wachsam und es entgeht ihm nichts. Über viele Generationen wurde diese Veranlagung züchterisch selektiert und genetisch herausgearbeitet.

Der Pudel gilt heute zwar vorrangig als intelligenter Gesellschafts- und Begleithund, wurde ursprünglich aber für die Wasserjagd gezüchtet (Enten, Gänse). Daher stammt auch die sogenannte Löwenschur: Hinterhand und Becken kahl geschorenen, damit das Fell beim Schwimmen nicht stört, Brust und Kopf mit dichter Mähne, um Herz und Lunge vor Kälte zu schützen. 

Die Löwenschur war bis in die 1980er Jahre Standard auf Ausstellungen

Der Aussiedoodle ist somit ein Mix aus Hüte- und Jagdhund und prädestiniert dafür, auf schnelle Bewegungsreize zu reagieren. Das gilt für fliegende Blätter, Vögel und Wildtiere ebenso wie für rennende Kinder, Jogger, Autos und Fahrradfahrer. Woher auch sollte der Hund das unterscheiden können? Alles bewegt sich schnell und von ihm weg – also nix wie hinterher!

Rennen ist eine seiner Lieblingsbeschäftigung und ein Aussiedoodle kann sehr schnell sein!

Sozialisation und Erziehung zur Impulskontrolle

Meist finden wir es bei Welpen recht putzig und herzallerliebst, wenn dieser einem fliegenden Papierfetzen oder dem Herbstlaub hinterherflitzt. Ebenso beliebt sind Wurf- und Ballspiele – je weiter, desto besser (die Spielzeugindustrie bietet hier auch für mäßig begabte Werfer hinreichend Unterstützung durch verschiedene Schleuder- oder Wurfmethoden). So lernt der Hund von klein an: es macht unglaublich viel Spaß, von meinem Menschen wegzulaufen und wenn etwas sich schnell von mir wegbewegt (und dann auch noch hüpft und springt), dann soll/muss/darf ich hinterher. Und das macht einfach irre viel Spaß, ist somit selbstbelohnend! Und der Aussiedoodle lernt extrem schnell!

Woher soll ein (junger) Hund den Unterschied zwischen einem fliegenden Ball und einem davonfliegenden Vogel, einem hüpfenden Ball und einem Haken schlagenden Hasen, einem ausbrechenden Schaf aus der Herde oder einem vorbeirennenden Kind erkennen? Aus Hundesicht ist das alles gleich!

Wer als persönliches Ziel einen entspannten, nicht-jagenden erwachsenen Vierbeiner vor Augen hat, tut gut daran, vom ersten Tag an darauf hinzuarbeiten, dass sein Aussiedoodle-Welpe Bewegungsreize auszuhalten lernt, nicht reflexartig darauf reagiert und ihr gemeinsam und gezielt seine Impulskontrolle trainiert.

Tägliche Impulskontrolle im Zusammenleben mit einer Katze, die eher flieht als angreift.

Wie lässt sich das praktisch umsetzen? Man sollte seinen Aussiedoodle vom ersten Tag an mit Bewegungsreizen konfrontieren – jedoch immer sicherstellen, dass er dem Reiz nicht hinterher kann. Bei uns war das im Zusammenleben mit einer Katze unabdingbar – im Zweifel wurde der Hund auch mal mit einer Hausleine gesichert! Zudem sind wir gezielt an Kindergärten, Schulhöfen und Spielplätzen vorbeigelaufen – immer an der Leine und mit so viel Abstand, dass sie alles genau beobachten konnte, bei uns aber stets Ruhe und Sicherheit fand. Mit der Zeit können die Entfernungen reduziert werden. Wichtig ist, dass der Welpe genug Zeit zur Reizverarbeitung bekommt. Je aufgeregter er ist, desto mehr Ruhe von seinem Menschen ist nötig und desto länger die Verarbeitungszeit.

Gezielte Begegnung mit Schwänen ohne Jagd- oder Hetzerfolg (Welpenalter)

Bei uns gehörte die tägliche Sichtung von Enten, Möwen, Gänsen und Schwänen am See (gesichert an der Leine) zum Alltag. Zudem haben wir jede Gelegenheit gesucht, sie mit anderen Tieren und neuen Situationen in Kontakt zu bringen – ein Besuch auf dem Bauernhof etwa, oder im Urlaub auch mal ein Alpaka.

Alpakas am Urlaubsort – große Neugier auf beiden Seiten

Entspanntes gemeinsames Beobachten ist ausdrücklich erwünscht, jede Art von visueller Fixierung, Muskelanspannung, Anschleichen, Losspringen etc. wird allerdings mit einem eindeutigen Abbruchsignal im Keim erstickt. No way! Not your job! Erst wenn er gar nicht mehr auf den Reiz reagiert, darf der Hund von der Leine. So gibt es erst gar keine Chance auf eine selbstbelohnende Jagderfahrung.

Aktive Führung im Alltag

Ein zweiter, wichtiger Aspekt zur Kontrolle des Jagdtriebes ist die aktive Führung des Hundes durch den Menschen. Dazu werde ich bei Gelegenheit einen eigenen Beitrag schreiben. Beim Thema Jagd ist dies insofern bedeutsam, da in intakten sozialen Gemeinschaften stets der Höherrangige die Entscheidung zum Jagen trifft. In einem wild lebenden Rudel wäre dies die Leithündin. Keiner der rangniedrigeren Mitglieder käme auf die Idee, einfach loszustürmen. Der Erfolg einer Jagd und damit das Wohl der Gruppe ist abhängig von Erfahrung und den richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit. Ein junger Hund hat diese keinesfalls.

Hier üben Kinder, stehenzubleiben, wenn ein Hund kommt. Paula darf (auf Kommando) die Kinder „fangen“

Ausgleich: Teamarbeit

Der Aussiedoodle ist zweifelsohne sehr agil, arbeitswillig und intelligent. Wenn wir ihm auf der einen Seite seine Impulse kontrollieren, braucht er an anderer Stelle einen Ausgleich. Dazu eignet sich etwa gezieltes Dummytraining. Dabei lernt der Hund nicht nur Impulskontrolle, sondern auch die Kooperation mit seinem Menschen. Wir beide haben dabei jedenfalls sehr viel Spaß.

Freies Dummytraining unterwegs – Dummy verstecken und zurückbringen oder auch werfen und erst auf Kommando apportieren.

Trainingsziel: Entspannter Alltag mit Hund

Wenn man diese drei großen Zusammenhänge – Impulskontrolle, Führung,Teamarbeit – bei der Sozialisation und Erziehung seines Aussiedoodles im Hinterkopf behält, sollte unerwünschtes Jagdverhalten kein Problem sein. Wie das bei uns heute aussieht, sehr Ihr in folgendem Video.

Wildbegegnung am See

Sehr gut zu erkennen ist die zwar aufmerksame Körperhaltung und das mehrfache visuelle „Abfragen“ bei mir, ob wir nun jagen oder nicht. Insgesamt ist Paula aber recht entspannt und hat zu keiner Zeit den Impuls, sich den Gänsen zu nähern.

Auf einem unserer letzten Spaziergänge lief Paula etwa 10 m hinter mir ohne Leine, als plötzlich wie aus dem Nichts vier kleine Kinder (ca. 5 Jahre) von der Seite aus einer Einfahrt auf sie zu rannten. Diese spielten Fangen und hatten den Hund gar nicht wahrgenommen. Nach der ersten Schrecksekunde reagierte ich umgehend mit meinem scharfen „Lass das!“ – die Kids waren ca. noch 5 m entfernt. Und Paula wendete sich einfach ab und kam zu mir! Das hat selbst mich total überrascht 👏🏻🎉👏🏻

Wer jetzt allerdings glaubt, bei seinem erwachsenen Hund kann er eh nichts mehr machen, der irrt gewaltig! Unsere Hunde leben im Hier und Jetzt! Sie akzeptieren auch neue Regeln sofern diese klar und überzeugend eingeführt und nachgehalten werden. Der Weg kann allerdings etwas länger dauern – je nach Persönlichkeit des Hundes. Bleibt dran, es lohnt sich!

Tierheim-Besuch mit den Kindern vom Hunde-Einmaleins

Der krönende Abschluss unseres Kinder-Kurses war eine Führung im Tierheim in Starnberg. Ich durfte zwar mitkommen, musste allerdings während des Rundgangs im Aufenthaltsraum warten – so ne Schweinerei! Aber es ging hier ja schließlich nicht um mich, sondern um die Kids. Die sollten nämlich das, was sie mit mir gemeinsam erarbeitet hatten, auch auf andere Hunde übertragen lernen: Körpersprache lesen, auf fremde Hunde zugehen, sich vor fremden Hunden schützen, unterschiedliche Rassen und Persönlichkeiten von Hunden kennenlernen und Einblick in die Arbeit des Tierheim und des Tierschutzvereins bekommen.

Unser Guide Frau Kastner

Zunächst begrüßte uns Brigitte Kastner, die für uns ein 1,5 -stündiges Programm vorbereitet hatte. Wir erfuhren, dass derzeit 30  Hunde hier untergebracht sind und darüber hinaus viele Katzen und auch Wildtiere, wie Enten, Gänse, Marder, Füchse und Eichhörnchen. Zudem bekamen wir wichtige Infos zur Sicherheit und den Verhaltensregeln auf dem Gelände – ganz wichtig: keine Finger oder Hände in die Zwinger stecken, denn hier gibt es durchaus auch bissige Hunde!

Und dann ging es auch schon los. Bei den ersten beiden Zwingern waren wir schon vorgewarnt, dass es sehr laut wird. Hier lebten zwei Hunde, die ihr Territorium sehr entschieden verteidigten. Das war gleich mal eine ganz andere Hausnummer als mit so ’nem kleinen, zarten Lockentierchen wir mir 😳 Die Kinder hatten großen Respekt angesichts zweier Hunde, die wild bellten, an den Gittern hochsprangen, die Haare aufstellen und unmissverständlich zeigten: „Haut ab, hier ist mein Revier!“ Frau Kastner erklärte, dass beide Hunde nicht böse und außerhalb Ihres Geheges völlig unproblematisch und umgänglich sind – einer von ihnen war uns zuvor sogar am Eingang begegnet, als er vom Gassi zurückkam.

Das lautstarke Getöse der revierverteidigenden Hund ist in den Gesichtern der Kinder abzulesen.

Als nächstes besuchten wir Carlo, einen jungen Schäferhund-Mix. Er ist ein sehr netter Hund, allerdings sehr wild und ungestüm. Er hat noch nicht gelernt, dass man an Menschen nicht hochspringt und braucht noch viel Erziehung.

Carlo – wild und jung und ungestüm
Die Kids staunen ob dieser immensen Kraft und Energie – den will keiner an der Leine führen, auch wenn er noch so freundlich ist!

Anschließend ging es in die Katakomben zur Futterküche. Wir bekamen einen Einblick, wieviel die Hunde so verputzen. Täglich wird eine ganze Schrankladung in die Näpfe gepackt! Außerdem gab es dort ein riesiges Materiallager mit Decken, Leinen, Halsbändern, Geschirren und sonstigem Zubehör, das gespendet worden war. Was das alles kostet, so viele Tiere zu unterhalten!

Vorbei an zahlreichen weiteren Ausläufen und Gehegen mit Hunden in allen Farben, Größen und Altern, erreichten wir schließlich die große Agility-Wiese. Auch diese war von mehreren Ausläufen mit Hunden umgeben. Dort erwartete uns eine weitere Mitarbeiterin mit einer älteren Hündin an der Leine. Die Hündin war zwar sehr anhänglich und verschmust, allerdings aus etwas zurückhaltend.

Auf der großen Freilaufwiese mit Cindy
Sogar die Ungeduldigen und Hibbeligen waren ganz still.

Die Kinder verteilten sich auf der Wiese, gingen in die Hocke und warteten geduldig, dass die Hündin von sich aus Kontakt zu ihnen aufnahm. Mann, da war ich echt stolz auf die ganze Truppe! Die hatten richtig viel gelernt: abwarten, dem Gegenüber Zeit geben, langsam sein, sich klein machen, kein direkter Blickkontakt 🥰 So geht höflich in der Hundewelt! Und die Hündin honorierte das und lies sich von allen einmal durchkraulen und knuddeln!

Der nächste Gast war ein 8 Monate alter Riesenschnautze-Deutsch-Drahthaar-Mix. Da war nix mit in die Hocke gehen, der hätte alle einfach umgerannt vor lauter Übermut. Das junge Pubertier hatte allerdings deutlich mehr Interessen, die Hunde in den angrenzenden Zwingern zu provozieren, als mit den Kindern Kontakt aufzunehmen.

Spannend fand Balou allerdings das Spielzeug 😊

Als nächstes durften gleich drei Hunde zusammen in den Freilauf zu uns: ein mittelgroßer junger Mischling und zwei Malteser. Die Kinder waren insbesondere von dem Malteser-Junghund (6 Monate) völlig verzückt! Den hätten alle am liebsten mitgenommen 🥰 Er fand die Kinder hingegen so eher mittelprächtig und orientierte sich an seinen Kumpels. Auch das war ein guter Lerneffekt, denn ein Hund entscheidet eigenständig, ob er Kontakt aufnehmen möchte und die Kids sind gefordert, sich so zu verhalten, dass der Hund kommen will!

Der Welpe reagiert sehr fein auf die Körpersprache – wer zu sehr will wird gemieden

Zum Abschluss gab es das große Finale mit zwei ausgewachsenen Kangals – die Herdenschutzhunde sind äußerst imposante Erscheinungen. Ihre Aufgabe ist es, eine Herde eigenständig zu bewachen und gegen Wölfe und Bären zu verteidigen. Sie wachsen mit den Schafen auf und verbringen 24h bei ihnen im Freien. Es erfordert schon einiges an Mut, sich diesen friedlichen Riesen zu nähern. Toll war, dass Frau Kastner uns sehr schön das Verhalten der Hunde beim Betreten des Auslaufs erläuterte: Revier prüfen, Duftmarken aufnehmen und Markieren.

Die Führung im Tierheim war wirklich total spannend. Die Zeit verging viel zu schnell und die Kids hatten viel Spaß! Ein ganz herzlicher Dank geht an die Mitarbeiterinnen, die uns eine tolle Zeit ermöglicht und die vielen Kinder-Fragen geduldig und ausführlich beantwortet haben. Als Dankeschön überreichten die Kinder zum Abschluss stolz ihre selbstgebastelten Zergel. Dazu gab es noch einen Schnüffelteppich, eine Fleecedecke und eine kleine Geldspende für den Verein! Eine sehr schöne Geste war, dass jedes Kind entscheiden durfte, welcher Hund sein Spielzeug bekommen soll! Einer der Jungs gab sein Zergel dem Hund, der zu Beginn so wild im Zwinger getobt hatte! Wow! Die haben wirklich was gelernt fürs Leben! Ich bin sehr stolz auf die Kids, wie toll sie das gemacht haben!

Geschenke für die Tierheimhunde: Zergel, Fleecedecke und Schnüffelteppich
Zum Abschied gab es noch ein Gruppenfoto – eine wirklich tolle Truppe!

Der nächste Kurs „Hunde-Einmaleins für Kinder startet ab 9. November an der VHS Starnberg. Anmeldungen sind ab Ende Juni möglich.

Tolle Fortschritte der Lesekinder

Heute haben mich zwei meiner Lesekinder total überrascht! Jeder von beiden tat sich bislang sehr schwer mit dem lauten Vorlesen und sie quälten sich durch die einzelnen Worte. 

A. nuschelte meist nur leise vor sich hin, huschte über unbekannte Worte und Buchstaben drüber weg und ich hatte den Eindruck, er fühlte sich dabei seeeehr unwohl … Und heute? Da las er mir auf einmal ganz laut und klar vor! 🎉🎉🎉 und er erzählte erstmals auch etwas von sich! 

Darüber hab ich mich riesig gefreut und bin vor lauter Verzückung gleich mal entspannt eingeschlafen. 😴 Er hatte zum ersten Mal richtig Spaß beim Lesen und konnte sogar mehrmals über die Geschichten lachen 😍 Er hat uns verraten, dass er zu Hause mit seiner Mama und dem Bruder geübt hat und war selbst seeehr stolz darauf! Richtig Toll! 👏🏻

Für L. war das Erkennen der einzelnen Buchstaben überhaupt kein Problem, das Zusammenziehen zu Silben oder Worten fiel ihm allerdings extrem schwer. Er benötigte sehr viel Zeit und überlegte oft sehr lange. Ein Sprachfehler erschwerte das Lernen zusätzlich. Ich hatte den Eindruck, dass er sehr unter Druck steht und er löste dies meist durch beliebiges Raten als durch Lesen.

Und heute? Erstmals gelang ihm das Erkennen von Silben und kurzen Wörtern und er begann tatsächlich, nach den Inhalten dahinter zu suchen! Hurrah, das war ein richtiger Durchbruch für ihn! Ich freue mich riesig 🎉🎉🎉. Auch wenn sein Weg sicherlich noch länger ist, bemerkt er selbst jetzt seine Fortschritte und das motiviert ihn ungemein!

Gerade für leseschwache Kinder ist es so wichtig, dass sie derartige Erfolgserlebnisse haben und das Lesen als positives Erlebnis bewerten können. Es tut ihnen gut, dass ich als Lesehund einfach nur anwesend bin, sie nicht bewerte oder korrigiere, sie akzeptiere mit all ihren Fehlern und Schwächen und einfach ganz viel Ruhe und Entspannung ausstrahle.

Jedes Lesekind hat übrigens einen eigenen Lesepass, in den es für jedes gelesene Heftchen einen Hunde-Stempel hineinstempelt. Was für ein tolles Gefühl, nicht nur in 15 Minuten mehrere Hefte zu lesen, sondern dafür auch noch Stempel zu sammeln 🤪 Den Kindern ist das ein großer Ansporn! Und ich bekomm dann natürlich auch noch ein Leckerli fürs Zuhören 🥰

Und nach dem Einsatz genieße ich den Spaziergang besonders und darf wieder einfach Hund sein!

Große Ängste, kleine Schritte, kleine Wunder …

Die jüngste Teilnehmerin unseres Hunde-Einmaleins für Kinder hat mich schwer beeindruckt. Die Mutter berichtete vorab, dass sie im Alltag extrem ängstlich auf Hunde reagiert, seit ihr ein Hund von hinten unvermittelt ein Brötchen aus der Hand stibitzt hatte. Das verstehe ich gut! War aber auch echt rotzfrech von dem Kollegen! Viele Hundehalter, die ihre Hunde unkontrolliert zu Kindern laufen lassen, ahnen nicht mal ansatzweise, was eine solch schockierende Erfahrung für ein Kind für Folgen haben kann! Das Mädchen hat zum Glück Eltern, die das sofort erkannten, ernst nahmen und etwas dagegen tun wollten. Unser Kurs kam ihnen da genau richtig!

Frauchen vereinbarte zunächst ein Vorab-Treffen zum wechselseitigem Kennenlernen – zur Vertrauensbildung für das Kind und zur Einschätzung der Situation für uns. Mit Angst und Respekt kann ich als Hund prima umgehen, eine Phobie oder Panik hingegen benötigt eine anderes Setting und/oder eine professionelle therapeutische Begleitung. Die hab ich leider nicht drauf 🤣.

Ein entspanntes Foto gelingt mit sicherem Abstand

Wir trafen uns zu einem Waldspaziergang, bei dem auch die kleinere Schwester dabei war. Das Mädel war mir auf den ersten Blick super-sympathisch. Sie ähnelte mir im Bezug auf Kontaktaufnahme sehr – erst mal gaaaaanz langsam und vorsichtig, aus sicherer Entfernung alles beobachten, sacken lassen, sich eine eigene Meinung bilden und dann vielleicht einem klitzekleinen Schritt nach vorne gehen – aber keinesfalls unter Druck oder zu schnell! Das war so ganz nach meinem Geschmack! Darin bin ich Profi! Ich hasse es ebenfalls, wenn mir jemand zu schnell zu nahe kommt! 

Wir ließen uns erst mal gegenseitig in Ruhe und liefen eine Weile als Rudel gemeinsam in dieselbe Richtung – ich an der Leine mit Frauchen und sie an der Hand ihrer Mutter. Schon nach kurzer Zeit stimmte sie zu, dass ich frei laufe – solange ich ihr nicht zu nahe komme. Das war Frauchens Aufgabe. Sie merkte schnell, dass Frauchen mich sehr gut steuern und kontrollieren konnte und ich auf Zuruf oder Ansprache sofort die Richtung wechselte. Das gab ihr Sicherheit.

Ganz stolz hält sie die Leine und führt mich ein Stück des Weges ganz alleine – eine tolle Erfahrung!

Bei dieser ersten Begegnung ließ ich sie spüren, dass ich ihre Individualdistanz respektiere und achte und sie auch von Frauchen zu nichts gedrängt wird. Sie allein konnte entscheiden, ob und wann sie den nächsten Schritt macht, wie groß dieser ist und wie nah sie mir kommen möchte. Auf dem Rückweg konnte sie schon die Leine in der Hand halten (zumindest solange ich mich von ihr weg bewegte) – auch wenn Sie sich beim Fototermin oben auf der Bank sehr viel sicherer fühlte. 

Zuschauen aus sicherer Distanz – aber mit deutlicher Anspannung

Einer Kurs-Teilnahme stand somit nichts mehr im Wege! Während der Kursstunden beobachtete sie das Geschehen aufmerksam vom Rand aus, nahm an den Übungen und Gesprächen allerdings nur passiv teil und sprach kaum ein Wort. Ab und an glänzten jedoch ihre Augen und ihre Körpersprache wurde von mal zu mal entspannter. Ich konnte deutlich spüren, dass sie vom Thema Hund begeistert und fasziniert war. Frauchen schloss sich zwischen den Kurseinheiten immer wieder mit der Mutter kurz, um sich zu vergewissern, dass unser Weg der richtige war. Tja, in der Wahrnehmung der Befindlichkeiten von anderen Lebewesen haben wir Hunde den Menschen schon einiges voraus! Aber genau dafür sind wir ja da.

Bei den statischen Einheiten war sie sehr aufmerksam dabei
und konnte meine Anwesenheit akzeptieren

Wich das Mädchen anfangs bei jeder noch so zufälligen Annäherung ängstlich zurück, konnte sie ganz allmählich zulassen, dass ich mich in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt, an ihr vorbeilief und sie streifte oder auch unter ihrem Stuhl mal den Ball herausholte. Alle Kinder achteten mit darauf, dass ich nie frontal auf sie zulief. Die Jungs haben das richtig toll gemacht: Sie stellten sich dann zwischen uns und schirmten sie ab oder schickten mich weg. Das war richtig klasse, denn ich konnte ja auch nicht immer an alles denken!

In der dritten Stunde bereits begann sie vorsichtig  mit direkter Interaktion. Sie warf mir erstmals mal einen Ball, dann ein Leckerchen und hielt schließlich sogar den Reifen, durch den ich hindurchsprang. 

Bei aller Zurückhaltung im Kurs berichtete sie zu Hause stets begeistert, was sie alles gelernt hatte! Die Fotos vom ersten Treffen mit mir hat sie sich sogar über ihr Bett gehängt. Eine sehr schöne Bestätigung, dass wir auf einem guten Weg waren!

Dummy verstecken

In der vorletzten Stunde war eine Abschluss-Aufführung für die Eltern vorgesehen. Jedes der Kinder durfte sich einige Übungen auswählen und mit mir gemeinsam zeigen. Noch bei der Vorbereitung dazu stand sie passiv am Rand. Sie wollte allerdings den Dummy für mich verstecken – ihre Lieblingsübung!

Und kaum waren die Eltern da, hat sie uns alle überrascht! Zuerst machte sie mit mir eine Übung, die sich keines der Kinder zuvor getraut hatte: der Sprung durch die Arme (mit Poolnudel).

Danach schnappte sich fest entschlossen meine Leine und marschierte ganz alleine mit mir im Slalom um die Pylonen! Als Frauchen vorschlug, das ohne Leine zu wiederholen, setzte sie noch eins drauf: sie nahm wie selbstverständlich ein Leckerchen in die Hand und wir liefen wie absolute Profis im Zickzack bei Fuß um die Hindernisse, als hätten wir nie etwas anderes getan! 👏🏻 👏🏻 👏🏻 Es gab einen riesigen Applaus von den Eltern und den anderen Kindern und wir waren beide unglaublich stolz! Zur Krönung durfte ich sogar ein Leckerli direkt von ihrem Schuh nehmen 😊!

Das erste Mal, dass wir intensiv miteinander kommunizierten und sie sogar ganz entspannt meine Berührung zulassen konnte!

Mich hat danach noch eine ganz andere, eher leise Szene am Rande ganz besonders berührt. Als ich beim Spielen mit den anderen Kindern kurz darauf aus Versehen auf sie zu rannte …… blieb sie einfach ganz ruhig stehen – obwohl ihr das nach wie vor sichtlich unangenehm war! Genau so hatte ich das mit den anderen Kindern im Kurs mehrfach geübt. Offensichtlich hat sie dies allein durch die Beobachtung verinnerlicht! So können wir nun einigermaßen sicher sein, dass sie bei der nächsten Hundebegegnung im Alltag nicht vor Schreck auf die Straße springt oder sich anderweitig in Gefahr bringt! Damit ist das erste Etappenziel erreicht.  Sie ist übrigens wild entschlossen, beim nächsten Kurs im Herbst wieder mit dabei zu sein! Ich freu mich sehr darauf!

Es sind oft die kleinen, unscheinbaren Dinge, die ganz viel bewirken! Jedes Lebewesen hat sein eigenes Tempo. Und manch einer – so wie sie und ich – schaut sich die Dinge eben erst mal lange und genau an, bildet sich seine eigene Meinung und entscheidet, wann für ihn der richtige Moment zur Umsetzung da ist! Wir Hunde wissen das längst und können Euch Menschen in dieser Hinsicht einiges lehren – Ihr müsst uns lediglich zuhören!

Gelöster Blick

Herzlichen Dank an die Eltern für das Vertrauen in unsere Arbeit und die Fotofreigabe!

Wir sind in der Zeitung 🙈

Vor einiger Zeit wurde Frauchen interviewt zum Thema Therapiehund vom Züchter. Nun ist der Artikel erschienen in der Mai/Juni-Ausgabe von Dogs & Jobs 😊 sogar mit Hinweis auf unseren Blog 🥰 Vielen Dank an Sylvia Olschinsky ♥️🙏🏻♥️

Den vollständigen Artikel und weitere Infos findet Ihr hier: Dogs & Jobs.

Die Zeitschrift erscheint zweimonatlich ausschließlich online und kostet 40,- € pro Jahr – für uns eine lohnende Investition, da wir viel rund um den Einsatz von Hunden in Therapie und Pädagogik lernen.

Spende für unsere Lesekinder aus Afghanistan

Unter meinen Lesekindern, die ich wöchentlich in der Grundschule besuche, sind immer wieder auch einzelne, die aus Krisengebieten stammen, und hier in Deutschland eine zumindest temporäre Zuflucht gefunden haben. Sie haben es in der Schule besonders schwer. Sie lernen das Lesen in einer fremden Sprache und haben daheim oft kaum deutschsprachige Förderung oder Zugriff auf Lesematerial. Dabei sind gerade diese Kinder hochmotiviert und sprachlich oft sehr begabt. Viele lesen deutlich besser, als einige ihre deutschen Mitschüler.

Wenn ich die Mädchen anschaue, tragen sie oft tagelang dieselben Strumpfhosen, überall mehrfach gestopft, an den Füßen meist schwarz vom Laufen ohne Hausschuhe. Die Kleidung stammt aus dem Fundus der Tafel oder dem Sozialkaufhaus, oft etwas zu groß oder zu klein und immer etwas aus der Zeit gefallen. Die langen, dunklen, glänzenden Haare sind dennoch meist kunst- und liebevoll geflochten, die Hände mit Henna verziert, unübersehbarer Stolz ihrer Trägerinnen. Die fast schwarzen Augen leuchten herzlich und neugierig, freuen sich über jede Zuwendung und Aufmerksamkeit, die Gemüter sind fröhlich und kindlich geblieben und zugleich spüre ich die Schwere und das Leid, das sie in ihren jungen Jahren durch Krieg, Gewalt und Flucht schon haben erleben müssen.

Im letzten Schuljahr hat eines der Mädchen bei meinem Anblick unaufgefordert angefangen zu erzählen … Sie hatte in „ihrem“ Land auch Hunde gehabt, und Hühner und Katzen und Ziegen. Und dann kam der Krieg … und immer mehr ihrer Freunde gingen weg. Ihr Vater wollte auch fliehen, die Mutter aber wollte bleiben. Der Krieg kam jedoch immer näher und sie sind dann irgendwann alle zusammen geflohen … die Tiere mussten sie zurücklassen … welch eine grauenvolle Erfahrung für ein Kind, das zu der Zeit gerade mal 4-5 Jahre alt war. Als sie das erzählt, ist sie bereits zwei Jahre in Deutschland … spricht fließend Deutsch und besucht die zweite Klasse. Wieviele Menschen hören diesen Kindern eigentlich zu? Wer fragt sie, was ihre Seelen bewegt und belastet? Als Hund hab ich ja sehr feine Antennen und hab in diesem Moment all die Trauer, die Angst, die Sorge, die Verzweiflung gespürt, die eine solch überstürzte Flucht über tausende Kilometer in einer Kinderseele hinterlässt… Sie schaut mich an, während sie all dies leise erzählt, krault gedankenverloren mein weiches Fell und denkt voller Liebe an ihre eigenen Hunde, irgendwo mitten im Kriegsgebiet in Afghanistan …. in diesem Moment waren wir eins – das Kind, ihre Hunde und ich … vielleicht ein klitzekleines Stück Heilung und Versöhnung mit dem Schicksal? Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich als Lesehund hier aktiv sein und ihr zumindest etwas Zeit und eine positive Erinnerung an ihre Heimat schenken kann!

Ein anderes afghanisches Mädchen erzählt, dass sie zu Hause gar keine Bücher hat – weder deutsche noch afghanische! Als wir zusammen ein Würfel-Lesespiel machen, leuchten ihre Augen und sie lacht kindlich befreit und beglückt! Das, was für die meisten Kinder hier in Deutschland ganz normal ist – zu spielen -, ist für sie offenbar eine ganz besondere Erfahrung! Ist das nicht ziemlich ungerecht?

Dieser Moment hat Frauchen sehr berührt und noch einige Tage gedanklich und emotional weiterbeschäftigt. Und weil Sie im Verlagswesen arbeitet und dort sehr viele Menschen kennt, kam sie auf eine Idee! Sie hat einen privaten Spendenaufruf für Kinderbücher über ihr Bücherfrauen-Netzwerk verbreitet! In diesem Verband sind Autorinnen, Buchhändlerinnen, Verlegerinnen und viele andere Frauen, die in Verlagen arbeiten oder an der Entstehung von Büchern beteiligt sind, zusammengeschlossen. Und all diese Kolleginnen sitzen im Bezug auf Bücher direkt an der Quelle!

Ein bunter Reigen an Erstlesebüchern 🎉

Viele Kolleginnen reagierten mit der sofortigen Zusage, ihre Regale zu durchforsten. Das hat uns schon mal sehr gefreut! Und heute kam tatsächlich ein erstes Päckchen mit lauter bunten Büchern für Erstleser bei uns an!! Ganz herzlichen Dank dafür an die liebe Kollegin Ulrike Buergel-Goodwin aus München (ehem. Programmleiterin bei dtv und Piper). Die Kinder werden sich sicher sehr freuen! Und die Bücher kommen sicherlich genau an die richtigen Stelle! Ich freu mich schon riesig darauf, sie den Kindern am Mittwoch zu überreichen!

Was mein Leben reicher macht … (2)

An einem warmen Aprilmorgen im Sommerkleid und Barfuß-Schuhen das Haus verlassen …. auf dem Weg zur S-Bahn der kleine Stieglitz, der über den Weg fliegt, kurz auf einem Ast über mir pausiert und mich frech anschaut, bevor er weiter muss … beim Queren der Wiese am Bahnhof das Gras unter den Füßen spüren und sich am grellen Leuchten der Löwenzähne und Gänseblumen erfreuen… das absolut bezaubernde Lächeln der jungen Roma-Frau an der Ecke, die mir ein fröhliches „Guten Morgen“ entgegen schmettert … der laue Wind in meinem Gesicht, der mir entgegen weht während mein Blick über den klaren, blauen See bis hin zu den noch schneebedeckten Bergen gleitet ….

Danke, du kleiner Hund, dass du vor zwei Jahren in mein Leben gekommen bist und mir jeden Tag aufs Neue die Sinne schärfst für das Leben im Hier und Jetzt, die Wunder der Natur und unsere Verbundenheit zu ihr und für die wahrhaft wichtigen Dinge im Leben! ♥️🥰♥️

Sponsoring der Stiftung Hunde Helfen Heilen 🎉

Beim letzten Fortbildungstreff des Lesehund-Vereins haben Frauchen und ich den Helmut Lindner kennengelernt. Der Helmut  hat mir gleich supergut gefallen, der hat nämlich auch einen Aussie, mit dem er tiergestützt arbeitet. Eigentlich ist der Helmut ja so ein Bankmensch, der mit trockenen Zahlen jongliert, sagt Frauchen, aber ich hab gespürt, dass der Helmut in erster Linie ein herzlicher und sozial engagierter Typ ist.

Und weil der Helmut sich so gut mit Geld auskennt und zugleich was Gutes tun will, hat er vor einiger Zeit eine Stiftung gegründet – Hunde Helfen Heilen. Die Stiftung sammelt Spenden und akquiriert aktiv Sponsoren für die Förderung tiergestützter Arbeit mit Hunden. Das ist eine wirklich tolle Sache, denn diese wichtige Tätigkeit erfolgt meist im Ehrenamt, so wie bei uns auch. Sie wird von Bildungs-, Sozialeinrichtungen, Kranken- oder Pflegekassen nicht gefördert oder bezuschusst. Obwohl wir den Menschen doch nachweislich helfen können, gesund zu werden, zu bleiben oder sich gut zu entwickeln. Was kann es denn Wichtigeres geben? Die Menschen sind in dieser Hinsicht manchmal wirklich komisch! Ich muss das ja nicht alles verstehen!

Die erforderlichen Materialien für den Einsatz als Lesehund-Team summieren sich im Laufe der Zeit: Lesetexte, Leckerli, Arbeitsdecke, Einsatzhalstuch, Lehrmaterialien, Fachliteratur, Kopiervorlagen und Kopien, Stempel und Stempelhefte, Würfel, Spiele, etc.
Für Erstklässer und ganz leseschwache Kinder recherchieren und erstellen
wir eigene Texte, laminieren Lesedominos, Silbenspiele, Arbeitsblätter, etc.
Diese Materialien zahlen wir alle aus eigener Tasche.

Frauchen fand natürlich sehr spannend, was der Helmut mit seiner Stiftung alles auf die Beine stellt. Das fand sie echt klasse! Sie hat zwar nicht viel Geld zum Spenden übrig, aber sie wollte das doch unterstützen. Und als der Helmut erzählt hat, dass er gerade eine neue Website erarbeitet, hat sie angeboten, ihn zu unterstützen. Da hat sie viel Erfahrung mit und texten kann sie richtig gut.

Der Helmut hingegen fand total super, was wir als ehrenamtliches Lesehund-Team in Starnberg-Percha leisten, dass wir lange bei Helfer auf vier Pfoten aktiv waren (dazu weitere Beiträge) und jetzt den VHS-Hundekurs für Kinder planen (davon berichte ich demnächst). Er und Frauchen haben sich ganz lang unterhalten. Bei der Gelegenheit hat Frauchen erwähnt, dass wir gar nicht die vom Lesehund-Verein empfohlenen Lesehefte nutzen, weil die so teuer sind, und stattdessen viel Arbeitsmaterial in Eigenarbeit erstellen.  Am Ende haben die dann so komische Papierkarten ausgetauscht. Keine Ahnung wofür das gut sein sollte.

Und nun stellt Euch vor, was passiert ist! Diese Woche kam ein riesiges Paket mit 78 nagelneuen Leseheften vom Lesebaum-Verlag (unbezahlte Werbung wg. Namensnennung) bei uns an! Das hat uns der Helmut über seine Stiftung einfach so mal für uns gespendet! Das ist eine wirklich sehr schöne Anerkennung unserer Arbeit! Vielen, vielen Dank, lieber Helmut Lindner und natürlich allen Sponsoren der Stiftung Hunde Helfen Heilen, die das ermöglicht haben!

Lesehefte des Lesebaum-Verlags in 9 Lesestufen für die Grundschule

Wir werden jetzt ganz oft an Dich denken und bedanken uns im Namen der Starnberger Lesekinder und der Grundschule Percha für die tolle Spende! Jetzt können auch unsere Lese-Kinder die lustigen Geschichten von Floppy lesen und Stempel sammeln! Und ich freu mich schon riesig auf die vielen Hundegeschichten!

… und plötzlich war ich Filmhund!

Im letzten Sommer kündigte uns die Rektorin der Percha-Grundschule an, dass ein Schulfilm gedreht werden soll. Sie fragte, ob es für uns o.k. ist, dass ich als Lesehund gefilmt werde. Klaro, das ist für mich als Publikationprofi und Blogger gar kein Thema, im Gegenteil: ich hab ja nix zu verbergen und freue mich immer über zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit….

Über den Begriff Schulfilm haben wir gar nicht länger nachgedacht – wir dachten, dass halt jemand mit einer Handykamera ein paar Aufnahmen bei unserem Lesehund-Einsatz macht. Vermutlich ging es darum, die wichtigsten Ereignisse des zu Ende gehenden Schuljahres zu dokumentieren – so hatte Frauchen sich das zumindest vorgestellt.

Nichtsahnend trafen wir also die Woche darauf in der Schule ein. Wir waren völlig perplex, was da los war! Der komplette Schulbetrieb stand Kopf! Alle Stundenpläne waren außer Kraft gesetzt, die Kinder mussten in den Klassenzimmern bleiben, Hofpause fiel aus…. Im Eingangsbereich des Schulgebäudes tummelten sich fremde Menschen, die geschäftig Kameras, Tonaufnahmegeräte, Mikros, Scheinwerfer und anderen Technikkram auf- und umbauten, hin- und herliefen …. einige Kinder, die wartend herumstanden, dazwischen eine Frau mit einem Heft, in dem sie blätterte, nachlas, prüfte, Anweisungen gab und alle rumdirigierte!

Gelassen schaue ich mir das geschäftige Treiben an

Von wegen Hobbyfilmerei – das hier war ein echtes Filmset mit einem Profiteam! Der Chef von allem kam gleich auf uns zu und stellte sich Frauchen persönlich vor – der klang irgendwie ziemlich wichtig…. Er erklärte uns, dass es ein festes Drehbuch gab, in dem auch ich eine Rolle spielte. Gut dass ich das vorher alles gar nicht wusste, sonst wäre ich ziemlich aufgeregt gewesen. So blieb mir gar nix anderes übrig, als einfach mitzumachen.

Ein echtes Filmset und ich mittendrin 🙈

Das Drehbuch sah vor, dass unsere beiden Lesezwillinge mit mir an der Leine die Außentreppe zur Schule hochlaufen – das sollte natürlich ohne Frauchen im Bild klappen. Weil ich mich anfangs immer nach ihr umdrehte, hat sie den Jungs kurzerhand ein Leckerli in die Hosentasche gesteckt und sich selbst hinter der Kamera postierte, damit ich nicht von ihr weg- sondern auf sie zulief! Das fand ich schon mal klasse und nach drei, vier Durchläufen war die Szene im Kasten!

Die Zwillinge und ich vor dem Aufgang zur Schule

Die zweite Szene war schon deutlich anspruchsvoller. Sie spielte im Eingangsfoyer und ich musste ganz nah an die Kamera – die fand ich total gruselig, sie bewegte sich auch noch direkt auf mich zu und der Chef, der sie führte, war mir irgendwie so gar nicht geheuer! Also wurde die Szene zunächst mit den Kindern alleine eingespielt und ich durfte mit Frauchen alles in Ruhe beobachten (siehe Bild oben). Ich war schließlich grad mal 15 Monate alt 😥. Da kann man noch nicht bei allem obercool bleiben!

Zweite Szene im Schulfoyer

Für die Kinder war das auch nicht leicht. Sie sollten nicht nur ihre Rolle verkörpern, sondern hatten auch einiges an Text zu sprechen. Der sollte halbwegs authentisch klingen und die Mimik musste auch dazu passen! Frauchen fand das für zwei Siebenjährige recht anspruchsvoll! Die Aufnahme musste ziemlich oft wiederholt werden. Ich war somit ganz froh, dass ich nicht die ganze Zeit dabei sein musste.

Paula der Lesehund im Filmset

Besonders nett war, dass zu der Zeit Fußball-WM war und die Jungs im Deutschlandtrikot auftraten. Ganz zufällig hatte Frauchen mir just an diesem Tag auch ein Fußball-Halstuch in schwarz-rot-gold angezogen – ich war somit perfekt kostümiert! 🤣

Ich kann Euch sagen, das war ein echt aufregendes Erlebnis! Frauchen war riesig stolz auf mich, weil ich so toll mitgemacht habe. Und auch die Filmcrew war von meinem Einsatz ziemlich angetan! Frauchen hat denen sogar angeboten, dass sie bei weiterem Bedarf an einem Filmhund sich gerne bei uns melden können!

Daheim haben wir dann den Namen der Produktionsfirma gegoogelt und sind fast vom Stuhl gefallen! Die machen in erster Linie Image-Filme für Unternehmen und Verbände, wie etwa den Deutschen Fußballbund (DFB), große Versicherungen und bekannte Autokonzerne 😱! Wow!

Jetzt sind wir natürlich umso mehr gespannt auf das Ergebnis, den fertigen Film! Bislang liegt der aber leider noch nicht vor! Und Ihr dürft gespannt sein, was für eine Rolle ich darin spiele! Wir halten Euch auf dem Laufenden!

Erstklassige Lesekinder

Nach dreiwöchiger Pause (Läufigkeit) war ich wieder als Lesehund aktiv. Heute war es besonders spannend, erstmals durfte ich mit Kindern aus den beiden ersten Klassen arbeiten. Doch zunächst waren wir in den Klassenzimmern zu Gast, um mich als Lesehund vorzustellen. Es war gar nicht einfach einen so quirligen Haufen ruhig zu kriegen! Frauchen bat die Kinder, sich auf ihre Plätze zu setzen, ruhig zu sein und alle Taschen zuzumachen. Bei den Kleinen kann das schon mal ein paar Minuten dauern – und irgendeiner steht dann doch wieder vor dir und erzählt ungefragt, dass er auch einen Hund hat, schon mal einen Hund gehabt hat, besonders gut lesen kann oder sonst was! Dass die Menschenkinder aber auch immer so viel quasseln müssen! 🙈 Das werde ich wohl nie verstehen!

Die Stille-Klingel

In einer Klasse gab es eine Stille-Klingel. Wer Klingeldienst hatte, sorgte durch das „Bing“ für Ruhe! Das gefiel mir natürlich sehr! Und da wir mit genau dergleichen Klingel daheim schon mal getrickst hatten, durfte ich vorführen, dass auch ich mal Klingeldienst machen kann 🤣 Obwohl es schon länger her ist, dass die Klingel im Einsatz war, hat das auf Anhieb geklappt! Da ham die Kids (und auch Frauchen) aber ganz schön gestaunt!

Ich war dennoch froh, dass wir bald schon mit dem ersten Kind in die Bibliothek abgezogen sind! Vier neue Lesekinder auf einmal muss ein Hund ja auch erst mal verdauen. Letztes Wochenende hatten wir auf dem Treibball-Workshop das „Stups“ so intensiv geübt. So gab es zum Einstieg für die Neuen gleich ein Würfelspiel!

Hund, Würfel, Becher, Spielplan, Spielfigur, Kind

Das hat mir und den Kindern riesigen Spaß gemacht! Sie haben kaum bemerkt, dass das ein Lesepiel war 🤪. Sie durften den Würfel auf den Becher platzieren und mich mit „stups“ auffordern, zu würfeln. Das ist gar nicht so einfach, denn ich bin ja eine Körpersprachlerin: auf den Würfel zeigen, den Würfel anschauen (nicht den Hund) und dann das Kommando geben! Da bin ich ganz genau, sonst bleib ich sitzen oder schau Frauchen fragend an. So lernen sie ganz nebenbei auch mit Hunden zu arbeiten und ihre eigene Körpersprache zu reflektieren.

Spielplan für die Wort-Bild-Zuordnung

Bei dem Spiel muss zu dem Wort das richtige Bild, bzw. zu dem Bild das richtige Wort gefunden werden. Am Ende haben es alle geschafft und kamen am Ziel an – der eine früher, der andere später. Und ich hatte endlich mal was zu tun, nicht immer nur rumsitzen und zuhören.

Gelesen wurde natürlich auch noch

Anschließend haben wir mit dem Büchlein von Hund Oskar weitergearbeitet. Drei der vier Kinder hatten kaum Mühe, die Sätze vollständig zu lesen. Damit liegt das Niveau deutlich höher als im vorigen Jahrgang.

Für zwei der Kinder ist Deutsch nicht die Erstsprache – aber genau diese beiden lasen ganz hervorragend! Einer hat kognitive Defizite und einer hat sich bislang schlicht nicht getraut, in der Klasse laut vorzulesen. Genau dafür ist das Einzelsetting mit Lesehund ideal! Bei mir war er von all diesen Ängsten und dem Druck befreit! Und sie Lehrerin ist dankbar für die Unterstützung und Frauchens Feedback – manches kann im Klassenkontext eben nicht aufgefangen werden und Lesen ist sooo wichtig!

HIer stimmte die Chemie von Anfang an
Nach der aktiven Würfelei war ich froh, wieder einfach zuhören zu können 😎

Nach einer guten Stunde hatten die Kinder Schulaus und wir packten unsere Sachen. Auf dem Rückweg mussten wir uns durch eine riesige Schülermenge wühlen und natürlich wollten mich alle streicheln! Obwohl Frauchen mehrfach sagte, dass das jetzt zu viel ist, konnten es einige doch nicht lassen! Aber ich bin ja inzwischen richtig cool und hab das ganz tapfer mitgemacht – irgendwie bin ich ja doch neugierig und viele der Kinder kenne ich jetzt ja auch schon!

Dennoch war Frauchen total stolz und voll des Lobes für mich über meinen heutigen Einsatz! Im Vergleich zum letzten Jahr habe ich so viel gelernt und bin ne echt coole Socke geworden! Und heut war ich besonders gut drauf! Wir freuen uns beide schon auf nächste Woche!