Verlockungen auf Viehweiden – oder: ist mein Mensch ein souveräner Entscheidungsträger?

Neulich führte unsere Gassirunde über eine verlassene Viehweide. Das ist für mich schon immer ein seeeeehr großes Abenteuer und auch eine große Versuchung – all diese wunderbaren Düfte und leckeren Hinterlassenschaften ☺️.

Da Frauchen und ich das in den letzten Monaten wirklich lange miteinander ausdiskutiert haben, weiß ich, dass meine Menschen bei Pferdeäpfeln, Kuhfladen und Gänsekacks so überhaupt keinen Spaß verstehen. Das gibt richtig Ärger, wenn ich auch nur ‘n klitzekleines Stück davon verputze – sie faseln immer was von Würmern und eklig oder so … die ham wirklich so gar keine Ahnung, wie lecker uns Hunden das schmeckt!

Ich hab bei der Debatte dennoch den Kürzeren gezogen und mir schweren Herzens angewöhnt, die Hinterlassenschaften von Pferden, Kühen und Gänsen lediglich zu beschnuppern – und wenn’s gar zu verlockend ist, setzt ich wenigstens meine Duftmarke drauf – nicht dass jemand anderes sich den Leckerbissen noch schnappt! Das ist für uns alle ein guter Kompromiss.

Aber an diesem Tag gab es da plötzlich noch nen anderen Duft, der mir bislang unbekannt war … das roch eindeutig nach … Schaf! 🐑 Das hatte mir bisher noch keiner verboten! Also könnte man es ja mal wagen …. 🙄

Sicherheitshalber hab ich gewartet, bis Frauchen nicht guckt und mir dann rasch ein paar von den Köddeln geschnappt! Irgendwie hat Sie es aber doch gemerkt, zumindest fing sie mit dem üblichen Theater an – HEY! LASS DAS! PFUI! AUS! Fuß aufstampfen und hoch aufgerichtet auf mich zukommen! Ihr kennt das sicher! 🙄 Diesmal siegte jedoch meine Neugier und ich bin ihr erst mal mampfend davongeflitzt. So schnell wie ich sausen kann, wenns sein muss, hatte sie keine Chance! Das war aber auch lecker!

Beim nächsten Schafköttel hab ich’s deshalb gleich nochmal versucht. Sie war jedoch in Alarmbereitschaft und bevor ich mich versah, stand sie schon korrigierend neben mir … o.k., sie meint es offenbar wirklich ernst … Hab also alles wieder ausgespuckt und mich schuldbewusst davongetrollt. 😔
Als der nächste Klumpen auftauchte, bin ich vorsichtshalber gleich mit gesenktem Kopf und in einem kleinen Bogen drum herum geschlichen – nicht dass sie womöglich nochmal lospoltert. Ich hab schon kapiert, dass das wohl auch tabu ist. 😏

Ich glaub, das fand Frauchen ziemlich gut! Sie war gleich total gut drauf! Sie ist die Chefin und wird ihre Gründe haben und ich muss ja nicht alles verstehen ….. schade is aber trotzdem um all die verpassten Leckereien!

Nachtrag von Frauchen

Paula wäre nicht Paula, wenn das Thema mit diesem Spaziergang bereits endgültig geklärt wäre. Gleich am nächsten Tag ging das Schauspiel wieder von vorne los. Aber ich kenn ja meine Pappenheimerin. Wir haben dasselbe also nochmal durchexerziert.

Drei Tage darauf verlief unsere Tour über mehrere Stunden durch Schafsgebiet. Nach 10 Minuten Freilauf im 5-Meter-Bereich um mich herum und drei sehr zeitigen Verwarnungen in Form von Unmutslauten meinerseits war das Thema geklärt.

Sie ist clever und hat die neue Regel schnell verstanden. Jetzt gilt es, meinerseits unter Beweis zu stellen, dass ich es mit dem Verbot ernst meine und in der Lage bin, dieses jederzeit souverän und gelassen durchzusetzen und Verstöße entsprechend zu ahnden. Es kann sich also nur noch um Wochen handeln, bis dies vollbracht ist 😂

Beharrlichkeit, Gelassenheit, Klarheit und innere Ruhe sind die Tugenden, die ich einer starken Hundepersönlichkeit wie  Paula gegenüber immer wieder aufs Neue unter Beweis stellen muss. Sie stellt mich täglich bei vielen vermeintlichen Kleinigkeiten  auf die Probe, ob ich das Privileg ihres Vertrauens verdiene und sie mit mir kooperiert oder sich nicht doch auf ihre eigenen Entscheidungen verlässt. So ist mein Leben mit einer souveränen Hundepersönlichkeit verstärkt durch das hormonelle Auf und Ab der Pubertät 😜. Eine tolle Chance für die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit!