Entscheidungshilfen für die Auswahl des Züchters

Die Entscheidung für einen Hund ist eine langfristige und natürlich auch emotional sehr aufregend. Meist nimmt man sich viel Zeit, bis man sich auf eine bestimmte Rasse oder einen Mischling festlegt. Ist dies geschehen, kann man es verständlicherweise kaum erwarten, das neue Familienmitglied schnellstmöglich in die Arme zu schließen! Das ging uns ganz genauso! Dennoch möchte ich Sie bitten, auch bei der Auswahl des Züchters/der Züchterin oder der Zuchtstätte die Augen offen zu halten und im Zweifel noch weitere Optionen zu überprüfen. Auch wir haben erst bei der zweiten Züchterin aus vollem Herzen und mit klarem Verstand „JA“ sagen können und es bis heute nicht bereut.

Da die Zucht von Aussiedoodles besonders viel genetische Fachkompetenz und Know-how erfordert, um gesunde und vitale Hunde zu erhalten (siehe auch mein Beitrag: Seriöse Zucht oder Geldmacherei?) möchte ich hier einige Entscheidungshilfen für die Auswahl eines verantwortungsbewussten Züchters/einer Züchterin geben.

  • Wer überlegt, sich einen Aussiedoodle anzuschaffen, dem empfehle ich vorab den Erfahrungsaustausch mit anderen Halterinnen und Haltern und deren Empfehlungen in Sachen Zucht. In den sozialen Medien findet sich inzwischen eine rege Community, die begeisterte Aussiedoodle-Halter vereint: Aussiedoodle (deutsch). Auch unsere Züchterin haben wir auf diesem Wege über Empfehlungen gefunden und sind mehr als zufrieden. Wir haben noch immer Kontakt, auch zu anderen Wurf- und Halbgeschwistern, die diese ebenso uneingeschränkt weiterempfehlen.
  • Schauen Sie sich die Website des Züchters genau an! Gibt es dort authentische Feedbacks oder Rückmeldungen von Welpenkäufern? Sind diese zufrieden? Empfehlen sie die Zuchtstätte weiter? Gibt es Fotos der vorangegangenen Würfe und Informationen über ihren Verbleib und ihr Aufwachsen? Bietet der Züchter Kontakt zu anderen Welpenkäufern an? Gibt es eventuell gar Treffen oder digitale Foren (FB-Gruppen) von Welpenkäufern zum Austausch? Prüfen Sie genau, ob die Rückmeldungen echt sind oder getürkt, googeln Sie die Namen der Welpenkäufer, suchen Sie den direkten Kontakt! Verlassen Sie sich nicht auf die bloße Aussage desjenigen, der Ihnen den Welpen verkaufen möchte!
  • Verantwortungsvolle Züchter verfügen über genetische Fachkompetenz und können diese auch anwenden. Fragen Sie gezielt nach möglichen Risiken dieser Verpaarung und nach einem Nachweis der Zuchttauglichkeit der Eltern. Welche Fachbegriffe nutzt er/sie? Auch Hundezucht bedarf einer Fachkompetenz, ebenso wie die Medizin, die Juristerei, das Ingenieurwesen oder andere Branchen – diese zeigt sich u.a. im anatomisch-biologischen Fach-Vokabular (z.B. Rute, Gangbild, Lefzen, Deckakt, Belegung, Genetik, multigen, Merle-Gen-Träger, etc.). Ein fachlich versierter Züchter ist nicht nur damit vertraut, sondern kann dieses auch erläutern.
  • Verantwortungsvolle Züchter geben bereitwillig Auskunft über beide Elterntiere. Das Mindeste sind (aktuelle) Fotos und Informationen über den Gesundheitszustand der Hündin und des Deckrüden (z.B. ärztliche Atteste über die Zuchttauglichkeit). Wichtig sind hier insbesondere die standardisierten  Untersuchungen auf rassetypische Erbkrankheiten (CERF, HD, BAER, u.a.).
  • Auch genauere Informationen über den persönlichen Charakter und das Temperament der Elterntiere sind wichtig, da diese teils vererbt, teils erworben werden. Aussagen wie „Die Hündin ist ein echter Schatz und liebt es gestreichelt zu werden“ sind nur wenig aussagekräftig.
  • Verantwortungsvolle Züchter vermeiden die Verpaarung von zwei Merle-Gen-Trägern (oder von Double-Merle-Hunden), selbst so deutlich mehr Welpen merlefarben (und damit teurer zu verkaufen) sind. Dies ist ethisch nicht vertretbar, da von Anfang an klar ist, dass nicht alle Welpen eine Chance auf Lebensfähigkeit und Gesundheit haben und „Ausschuss“ in Kauf genommen wird.
  • Wer verantwortungsvoll züchtet schließt einen Kaufvertrag ab, der vorher auch einsehbar ist. Bitte prüfen Sie diesen genau, denn es gibt große Unterschiede. Nur dann wissen sowohl  Käufer als auch Züchter, was vor, während und nach dem Kauf vereinbart ist.
  • Die meisten Züchter verlangen eine Kaution, um einen bestimmten Welpen oder einen Welpen aus dem nächsten Wurf zu reservieren. Erwarten Sie nicht, dass diese Kaution zurückgezahlt wird, wenn Sie sich umentscheiden sollten. Viele Züchter nehmen ihre Wurfplanung aufgrund der Vorbestellungen vor oder weisen Welleninteressenten aufgrund Ihrer Reservierung ab! Seien Sie also fair!
  • Einige Züchter erwarten die Zahlung des vollen Kaufpreises im Vorhinein. Achten Sie darauf, dass Sie ein Anrecht auf Erstattung haben, falls es Probleme geben sollte.
  • Seien Sie extrem vorsichtig bei Züchtern, die Welpen ausschließlich gegen Barzahlung abgeben!
  • Falls Ihr Kaufvertrag ein Rückgaberecht bei „lebensbedrohlichen“ Erbkrankheiten beinhaltet, sollten Sie die Zuchtstätte eher meiden. Blindheit, Taubheit oder ein Hüftleiden impliziert keine Lebensbedrohung, sondern eine Behinderung. Diese ist in obiger Formulierung nicht eingeschlossen!
  • Seriöse Kaufverträge beinhalten zudem ein Rücknahmerecht des Züchters  (auch gegen Gebühr), falls der Hund wider Erwarten abgegeben werden muss. Dies zeigt, dass der Züchter ein echtes Interesse am Wohlergehen des Hundes hat. Ein Züchter, der einen Welpen etwa bei Allergien oder aus unvorhersehbaren persönlichen Gründen (Umzug, Scheidung, Jobwechsel, Unverträglichkeit mit anderen Haustieren oder Kindern, etc.) nicht zurück nimmt, ist definitiv nur an rein kommerziellen Zielen und nicht am Wohl des Tieres interessiert. Er nimmt billigend in Kauf, dass Hunde aus seiner Zucht in Tierheimen landen.
  • Verantwortungsbewusste Züchter fragen Sie ausführlich nach Ihren Vorstellungen, Lebensumständen, Arbeitszeiten, Familie, Wohnumfeld, etc. Sie interessieren sich dafür, in welchem Umfeld der Hund später leben wird und ob diese Rasse und auch dieser spezielle Welpe für diese Lebenssituation passend ist. Zudem lassen Sie Ihnen hinreichend Bedenkzeit für Ihre Entscheidung und üben keinen Druck aus.
  • Seriöse Züchter bieten auch für die Zeit nach der Welpenabholung weitere Beratung und Informationen an. Sie stellen nicht nur schriftliche Informationen über künftige Impfungen, Entwurmung, Welpenabsicherung, frühes Training, Fellpflege, Stubenreinheit, etc. zur Verfügung, sondern sind im Notfall auch telefonisch oder per SMS persönlich erreichbar.
  • Eine verantwortungsbewusste Zucht erwartet, dass Sie Ihren Welpen persönlich vor Ort aussuchen und/oder abholen. Bei allem Verständnis für Infektionen und Ansteckung, überzeugen Sie sich persönlich vom Umfeld, in dem Ihr Hund die ersten Wochen seines Lebens verbracht hat! Wer nichts zu verbergen hat, wird dies als selbstverständlich erachten! Hände weg von Welpenkäufen aus dem Kofferraum oder auf Märkten!

Ein Aussiedoodle wird Sie etwa 15 Jahre Ihres Lebens begleiten. Bitte nehmen Sie sich die Zeit, darauf zu achten, dass er aus seriöser, verantwortungs- und liebevoller und kompetenter Aufzucht stammt. Dann werden Sie lange und viel Freude an ihm haben!

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