Ist der Aussiedoodle ein Rassehund?

Der Aussiedoodle ist keinesfalls eine „Promenadenmischung zu ĂŒberhöhtem Preis„, wie dies in einschlĂ€gigen Foren hĂ€ufig zu lesen ist. Der Aussiedoodle ist ein Hybrid, d.h. eine Kreuzung zweier reinrassiger Hunderassen.

Auf diese Weise sind im Übrigen fast alle heutigen Rassehunde entstanden. Auch der heute so beliebte Australian Shepherd wurde erst 1996 vom FCI als Rasse anerkannt.

Wie definiert sich eine Hunderasse?

Der Duden definiert Rasse als 
(Biologie) Gesamtheit der auf eine ZĂŒchtung zurĂŒckgehenden Tiere, seltener auch Pflanzen einer Art, die sich durch bestimmte gemeinsame Merkmale von den ĂŒbrigen derselben Art unterscheiden; Zuchtrasse


Im Englischen definiert sich Zuchtrasse (breed) als
A race of animals selected and maintained by humans, with a characterized appearance und a common gene pool. 

ÜberprĂŒfen wir doch diese Kriterien einmal fĂŒr den Aussiedoodle:

  • Er wurde von Menschen gezielt gezĂŒchtet und es gibt keine Wildform.
  • Er lĂ€sst sich im Erscheinungsbild in der F1-Generation – abgesehen von den unterschiedlichen FarbschlĂ€gen – eindeutig von anderen Rassen abgrenzen, da sich die einzelnen Hunde stark Ă€hneln.
  • Alle Aussiedoodle stammen von reinrassigen Pudeln und reinrassigen Australian Shepherd ab, somit haben sie einen zwar großen, aber gemeinsamen Genpool.

Gemessen an diesen Kriterien (die im ĂŒbrigen der American Kennel Club ACK definiert hat), ist der Aussiedoodle völlig eindeutig eine eigene Rasse.

Ist der Aussiedoodle ein Rassehund?

Wikipedia definiert Rassehund als
Ein Rassehund ist ein Hund, der nach den Richtlinien eines kynologischen Dachverbandes, insbesondere dem Rassestandard und dem Abstammungsnachweis ĂŒber mehrere Generationen von Vorfahren der gleichen Hunderasse gezĂŒchtet wurde.

In diesem Sinne ist der Aussiedoodle ganz klar kein Rassehund. Da die Vererbung der Eigenschaften in der zweiten und weiteren Generationen nicht sichergestellt ist, wird der Aussiedoodle auch kĂŒnftig nicht als Rassehund von den einschlĂ€gigen VerbĂ€nden anerkannt werden.

Der Aussiedoodle unterscheidet sich jedoch in einem wichtigen Punkt von Rassehunden, der vielen Haltern wichtig ist: Er reduziert das Risiko rassebedingter Krankheiten, da er auf einen grĂ¶ĂŸeren Genpool zurĂŒckgreifen kann. In der F1-Generation gibt es zudem eine bemerkenswerte Konsistenz in Erscheinungsbild und Charakter.

Bleibt also die Frage zu stellen: Ist es mir wirklich wichtig, dass mein Hund vom FCI oder dem VDH als Rassehund anerkannt ist? Muss er Rassepapiere haben? Oder ist es nicht weitaus wichtiger, dass ich weiß, was mich erwartet und ich dennoch einen vitalen und robusten Hund mit hoher Lebenserwartung habe? Fachleute prĂ€gten dazu den Begriff der Heterosis.

Heterosis ist der durchschnittliche Zugewinn an Leistungsmerkmalen (z.B. GrĂ¶ĂŸe, WiderstandsfĂ€higkeit, Robustheit, Langlebigkeit), die die Nachkommen einer Mischung von zwei verschiedenen StĂ€mmen (Zweigen) aufweisen verglichen mit dem der ursprĂŒnglichen ElternstĂ€mme.

Hybridisierung, bzw. Heterosis ist sicherlich kein Allheilmittel fĂŒr rassebedingte Defekte und kann auch genetische Mutationen oder Veranlagungen der einzelnen Elterntiere nicht ausmerzen. Somit ist und bleibt es von entscheidender Bedeutung, bei der Auswahl des ZĂŒchters achtsam zu sein und dessen Kompetenz und SeriositĂ€t eingehend zu prĂŒfen.

Entwicklung des Aussiedoodle

Wie andere Doodles (Goldendoodle, Labradoodle, Cockapoo, Maltipoo, u.a.) stammt der Aussiedoodle aus den USA, wo er erstmals etwa 2003 in Erscheinung trat. Innerhalb nur weniger Jahre stieg seine PopularitĂ€t enorm und bereits nach 10 Jahren gab es dort deutlich mehr Aussiedoodles als manch Exemplare alteingefĂŒhrter Rassen.  Besonders bemerkenswert ist diese explosionsartige Verbreitung, da dabei weder ein Hollywood-Blockbuster (wie Lassie oder die 101 Dalmatiner), ein prominenter Halter noch ein Presse-Hype eine Rolle spielte.

In Deutschland ist der Aussiedoodle bislang wenig bekannt oder verbreitet. Es gibt nur einige seriöse ZĂŒchter. Die ĂŒberwiegende Mehrheit zĂŒchtet den Aussiedoodle als zweite, etwas kleinere (bzw. beim Standard grĂ¶ĂŸere) Rasse neben dem Australian Shepherd oder anderen Doodle-Arten. Auf diese Weise gelangen viele Interessenten meist ĂŒber Umwege zum Aussiedoodle. Er fĂ€hrt quasi im Windschatten anderer Hunderassen. Die sehr aktive und engagierte Facebook-Community Aussiedoodle (deutsch) listete Ende 2017 lediglich 278 Mitglieder, darunter vor allem Halter aber auch einige ZĂŒchter.

In deutscher Sprache kenne ich keine Literatur zum Aussiedoodle. Die Rasse-Informationen im Internet stammen zumeist von ZĂŒchtern oder Haltern, selbst Wikipedia fĂŒhrt bislang keinen Artikel zum Stichwort auf. Die hier enthaltenen ‚Rasse‘-Informationen entstammen dem Buch von Diane Klumb Almost everything you need to know about Aussiedoodles von 2013. Wer sich ausfĂŒhrlich ĂŒber die Rasse, Anschaffung und Besonderheiten informieren möchte, dem sei dieser Titel wĂ€rmstens ans Herz gelegt.

Die Informationen und Argumentationslinie fĂŒr diesen Beitrag habe ich entnommen aus: Diane Klumb: Allmost everything you need to know about Aussiedoodles. 2013

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