Vorurteile: Designerdog

Der Aussiedoodle wird häufig in einem Atemzug mit anderen Hybrid-Hunden genannt und von Kritikern als Designerdog tituliert, bzw. abgewertet. Im Folgenden setze ich mich mit den gängigsten (Vor-) Urteilen auseinander.

Bei diesen neumodischen Mischungen geht es sehr vielen Verkäufern um reinen Profit, das machen auch die teils utopischen Preise deutlich. Dabei gibt es hier keinerlei Kontrollen, Mindestanforderungen oder Pflichtuntersuchungen – noch nicht einmal Papiere (Quelle: https://www.hundeseite.de/designerhunde/).

Warum soll man denn soviel Geld für nen Mischling ausgeben?! Sowas findet sich bestimmt auch im Tierheim. Und es ist witzig, das die Amis für alles nen Club haben. (Quelle: https://www.polar-chat.de/hunde/topic/22473-aussiedoodle-und-co/?page=2)

  • Wie bei allen gezielten (Rasse-) Züchtungen gibt es auch beim Aussiedoodle gute Züchter mit viel Expertise und schwarze Schafe, die ausschließlich auf den Profit aus sind. Darin unterscheidet sich ein Hybrid-Hund nicht von einem Rassehund.
  • Wer sicher sein will, dass sein Hund aus einer seriösen Aufzucht stammt (egal ob Rasse- oder Hybrid-Hund), muss den Züchter auf Herz und Nieren prüfen. Das ist bei Rassehunden einfacher, da diese in Rassenverbänden zusammengeschlossen sind. Aber auch Rassehunde werden auf dem Schwarzmarkt verkauft, über illegale Vermehrer/Welpenhändler über das Internet vertrieben. Verantwortlich dafür sind Welpenkäufer, die nicht bereit sind, für einen gesunden Welpen aus einwandfreier Abstammung und Aufzucht einen angemessenen Preis zu zahlen.
  • Die Rasse eines Hundes allein sagt nichts über die Seriosität der Zucht aus.
  • Auch der Preis für einen Welpen sagt gar nichts über die Seriosität der Zucht oder dessen Gesundheit aus.
  • Wer verantwortungsvoll züchtet, hat Kosten (Gesundheitsprüfung der Eltern, Decktaxe, Tierarzt, Vorsorge, Impfungen, Aufzucht, Futter, Sozialisation, etc.) und orientiert sich an den gängigen Zuchtrichtlinien. Diese regeln z.B. das Mindestalter für die erste Belegung des Muttertiers, die Häufigkeit der zugelassenen Deckungen, die medizinische Versorgung und das Mindestabgabealter der Welpen. Weiterhin gibt es Vorschriften wieviel Platz die Welpen zur Verfügung haben, wie groß der Auslauf ist, ob der Welpenspielplatz optimal ausgestattet ist. Nur so sind optimale Bedingungen gewährleistet, aus denen gesunde und psychisch stabile Hunde hervorgehen – und das völlig unabhängig davon, ob Rasse- oder Hybridhund. In der Regel liegen die Preise für reinrassigen (Mode-) Hunde deutlich über denen, die für einen Hybrid-Hund bezahlt werden.
  • Seriöse Züchter können auch bei Hybridhunden die Abstammung und Gesundheit der Elterntiere (im Fall des F1-Aussiedoodles reinrassige Hunde), sowie die Gesundheit und Impfung der Welpen (durch eine Bescheinigung des örtlichen Tierarztes) und ggf. auch die Qualität der Zuchtstätte (Zwinger) nachweisen. Zudem kann sich jeder Welpenkäufer von den Bedingungen vor Ort selbst ein Bild machen (Zwinger oder Familie, Kontakt zu anderen Hunden, Reizen, etc.)
  • Somit können auch Hybridhunde Papiere haben, es fehlen ihnen lediglich Papiere, die sie als einem Rasseverband zugehörig ausweisen.

Interessant finde ich, dass bei dieser Diskussion häufig die „Papiere“ eines Hundes eine so große Rolle spielen. Dieses Argument wird sogar von Tierschützern herangezogen, die ansonsten niemals auf die Idee kämen, einen Nachweis der Reinrassigkeit eines Tieres zu fordern und eher auf Hunde aus zweiter Hand oder auch Welpen aus dem Tierschutz verweisen (die i.d.R. gar keine Papiere haben und Abstammung und Herkunft, ganz zu schweigen die Gesundheit der Elterntiere völlig unklar sind.).

Die Zucht dieser Modemischlinge ist zurecht sehr umstritten. Die meisten Zuchtziele sind auf  reine Äußerlichkeiten, und nicht auf Gesundheit, aus. Oftmals werden bei diesen Kreuzungen Versprechungen gemacht die niemand einhalten kann (Quelle: https://www.hundeseite.de/designerhunde/).

  • Da es für Hybridhunde keine Rassenverbände gibt, existieren auch keine Ausstellungen und Wettbewerbe (Showlinien). Das unterscheidet sie von Rassehunden, die sowohl Show-Linien als auch Arbeits-Linie kennen. Erstere richtet sich ausschließlich nach äußerem Erscheinungsbild!
    Gerade bei Rassehunden kann ein falscher Farbtupfer am falschen Fleck oder eine Fehlstellung der Ohren/Rute, die keinerlei Auswirkungen auf die Gesundheit hat, zum Ausschluss aus dem Zuchtverband führen. Wenn das mal keine Äußerlichkeiten sind…..
  • Bei der F1-Verpaarung von Aussiedoodles weiß man, wie die Welpen aussehen. Alle Welpen eines Elternpaares sind ähnlich. Sie tragen – wie bei Rassehunden auch – je nachdem mehr die Charakterzüge des Deckrüden oder der Hündin. Beide Ausgangsrassen stimmen in einigen Rassemerkmalen überein, z.B. Agilität und Aktivität, die somit auch bei den Welpen nachzuweisen sind. Was nicht vorausgesagt werden kann, ist die Färbung des Fells. Die Beschaffenheit des Fells ist bei allen F1-Aussiedoodles ähnlich (von wellig bis lockig). Dies unterscheidet sie von anderen Hybrid-Züchtungen (wie Labradoodle und Goldendoodle).
  • Der Aussiedoodle ist (in den USA) inzwischen seit knapp 15 Jahren bekannt – von einer reinen Modeerscheinung kann somit nicht (mehr) gesprochen werden – Dies trifft umso mehr auf Deutschland zu, wo er kaum verbreitet und bekannt ist – eine reine Liebhaber-Rasse. Es gibt  erfahrene und seriöse Züchter, die nur versprechen, was sie auch halten können und deren Kaufverträgen zudem ein Rückkaufsrecht (und häufig auch ein Zuchtverbot) impliziert – im Interesse des Hundes.
  • In allen bekannten Hunderassen gibt es rassebedingte Krankheiten und Defekte, die durch die Rassezugehörigkeit nicht ausgeschlossen werden können. Geschlossene Zuchtbücher implizieren eine zunehmende Gefahr von Inzucht. Bei der Verpaarung von zwei getrennten Rassen wächst der Genpool enorm und das Auftreten rassebedingter Erkrankungen wird – zumindest in der F1-Verpaarung reduziert. Wer einen Rassehund ohne Papiere erwirbt, hat deutlich höhere Chancen, einen gesundheitlich belasteten Hund zu bekommen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass gesunde und robuste Welpen ausschließlich durch eine sorgfältige Auswahl und Verpaarung der (bekannten und gesunden) Elterntiere, umfassendes genetisches Fachwissen und eine seriöse und kompetente Welpen-Aufzucht gewährleistet werden können. All dies ist  völlig unabhängig von einer Rassezugehörigkeit der Elterntiere oder die Zugehörigkeit zu einem Rassehunde-Zuchtverband möglich.

Diese Art der Züchtung wird von Fachleuten abgelehnt da das Ergebnis nicht garantiert werden kann. Nach den mendelschen Regeln entsprechen die wenigsten Welpen den Anforderungen. Es kann nicht nur zur Verbindung von den gewünschten, positiven Eigenschaften kommen sondern auch von den negativen (Quelle: https://www.hundeseite.de/designerhunde/).

Klar, es gibt ganz tolle Mischlinge – aber die teuer als Rassehund zu verkaufen … und wild und absichtlich alle möglichen Rassen zu kreuzen…uff. V.a. wird ja ganz offensichtlich NUR auf die Optik geachtet, ob z.B: das Wesen von Aussie + Husky gemixt eine explosive Mischung werden könnte, interessiert niemanden…. (Quelle: https://www.polar-chat.de/hunde/topic/22473-aussiedoodle-und-co/?page=2)

  • Wie oben bereits ausgeführt, gilt dieses Argument zwar für viele Hybrid-Hunde, für den Aussiedoodle jedoch nicht. Es liegen Erfahrungen von 15 Jahren Zucht und Verpaarung vor und die Welpen der 1. Generation ähneln sich stets.
  • Die obige Aussage ist zudem sehr schwammig: Welche Fachleute? Welche Anforderungen?
  • Um gesunde Aussiedoodles zu züchten, benötigt man deutlich mehr genetisches Fachwissen (mendelsche Regeln) als bei anderen Hybrid-Hunden oder Rassehunden (siehe dazu mein ausführlicher Beitrag http://paula.publiscience.de/zucht-oder-geldmacherei/)
  • Die charakterlichen Eigenschaften der Welpen sind abhängig von den Charakteren der Elterntiere und den Sozialisationsbedingungen. Das gilt für Aussiedoodles ebenso wie für alle Rassehunde. Auch innerhalb einer Rasse gibt es sehr unterschiedliche Hundepersönlichkeiten.

Viele der obigen Argument, die pauschal für alle Hybridhunde ins Feld geführt werden, sind undifferenziert, haltlos und vergleichen Äpfel mit Pflaumen. Die Frage, ob ein Hund aus einer verantwortungsvollen Zucht oder aus unseriöser, kommerzieller Vermehrung stammt, ist unabhängig davon zu beantworten, ob der Hund reinrassig, hybrid oder ein Mischling ist. Zudem treffen für den Aussiedoodle viele Punkte, die gegen Hybridhunde angeführt werden, ausdrücklich nicht zu.

Nur damit mich niemand falsch versteht: Ich liebe Hunde und habe überhaupt nichts gegen Rassehunde oder Mischlinge – aus dem Tierschutz oder von privaten Züchtern. Hybridhunde sind nicht besser oder schlechter als diese. Es bleibt letztlich jedem selbst überlassen, wo und welchen vierbeinigen Gefährten er/sie sich für sein Leben auswählt. Das ist immer eine sehr persönliche Entscheidung und ich gehe davon aus, dass jeder diese für sich eigenverantwortlich trifft und prüft. Mit diesem Beitrag möchte ich lediglich deutlich machen, dass die pauschale öffentliche Verurteilung von Hybdridhunden völlig haltlos ist und insbesondere auf den Aussiedoodle nicht zutrifft. (Weitere Infos dazu auch in meinen Beiträgen Zucht oder Geldmacherei? oder Warum ein Hybridhund? in diesem Blog.

Wer sich für die genetischen Details von Hybridhunden und die fachliche Debatte interessiert, dem sei der folgende Artikel empfohlen: https://www.wuff.eu/wp/designer-dogs-was-steckt-dahinter/

 

2 Gedanken zu „Vorurteile: Designerdog“

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