Eignungstest zum Helfer-Team auf vier Pfoten

Letzten Sonntag hab ich was mitgemacht, ich kann Euch sagen, puh! 😰 Bei herrlichstem Sommerwetter waren Frauchen und ich schon in aller Früh auf dem Gelände der Rettungshundestaffel Oberbayern bei Garching. Das ist vielleicht eine tolle Hundeerlebniswelt. Überall duftet es ganz spannend, Schutthaufen, Gerümpelzeug, eingefallene Hütten, ausrangierte Autowracks, sogar ein ganzer Bus, der fast hochkant in einem Erdloch steckt. Ich wär ja am Liebsten gleich losgestürmt, um all das zu erkunden, zumal es überall nach anderen Hunden roch! Klar, hier werden auch die Rettungshunde für Trümmer und Fläche ausgebildet – quasi unter Realbedingungen. Aber deshalb waren wir gar nicht dort.

Auf dem Gelände fand  nämlich heute der Eignungstest von Helfer auf vier Pfoten e.V. statt. Außer mir waren noch sieben andere Hunde mit ihren Frauchen (z.T. in Begleitung der Männer) da: zwei Akitas, zwei Labbies, ein Schnautzer-Mix, ein Border Collie und eine Aussie-Hündin. Die waren alle supernett und entspannt – o.k. einer der beiden Labbies war mir persönlich zu quirlig und aufdringlich, aber Frauchen hat ihn mir meist erfolgreich vom Leib gehalten 😝. Ich war übrigens mit Abstand die jüngste Teilnehmerin, die meisten Hunde waren so 6-7 Jahre alt und schon entsprechend cool und gelassen.

Den ganzen Tag über wurden wir einem standardisierten Stresstest unter Leitung der Tierärztin Frau Dr. Braun unterzogen. Na, ich sag Euch, der war nicht grad spaßig und hatte es wirklich in sich! Zuerst kam ein kleiner Unterordnungsteil mit Sitz, Platz, Bleib – mit und ohne Futterverlockung – den ich einmal mit Frauchen und einmal mit der Tierärztin absolviert hab – super easy-peasy – jedenfalls für so’n Schlaumeier-Streber-Hund wie mich. 😊

Dann sollte die Prüferin mich anfassen – am Kopf, Bauch, Hals, Rücken – das fand ich schon nicht mehr so lustig, hab aber mal mitgemacht. Sie hat mich sogar kurz hochgehoben und meine Zähne angeguckt! Bäh! Und als ob all das nicht genug wäre, hielt sie mir schließlich noch den Fang mit beiden Händen zu und starrte mir 5 ewige Sekunden lang direkt und ganz nah in die Augen! Ich dachte, ich spinne! 😱 So was hat ja noch keiner mit mir gemacht! Zum Glück war Frauchen dabei und hat mich etwas beruhigt, aber ersparen konnte sie es mir auch nicht. Spätestens da wusste ich, warum das Ding Stresstest heißt. Die wollten wissen, wie ich mich in solch einer Situation verhalte – ob ich mich wehre und nach vorne gehe oder eben nicht. Ich hatte jedenfalls die Faxen dicke und wollte am liebsten gehen – also abhauen, entwischen, nix wie raus hier! Und Rettungshunde kamen übrigens auch nicht vorbei, um mir zu helfen!

Da hämmerte es plötzlich ganz doll an die Tür und ein Mann kam reingepoltert. Er begrüßte Frauchen, umarmte sie hektisch und redete viel zu laut. Ich hab ihn einfach nur angeglotzt und wartete gespannt, was jetzt wohl als Nächstes kommt. Und was macht der? Setzt sich hin, holt Leckerlie raus und redet plötzlich ganz lieb auf mich ein – na da lass ich mich natürlich nicht zwei mal bitten 😊 – wär ja schön blöd, wenn ich mir diese Kekse entgehen lassen würde! Und schließlich bin ich ja nicht nachtragend.

Dann steht der Typ auf und fängt tatsächlich an, mein Frauchen wild zu beschimpfen! Ich hab ja nicht alles verstanden, aber irgendwas mit Samstag und Mittagspause und Rasenmähen hat der ihr verbal um die Ohren gehauen – ich glaub, der war irgendwie total durcheinander. Ich hab ihn nur völlig fassungslos angeglotzt und war gespannt, was er sich jetzt noch würde einfallen lassen … Er nahm sich zwei Krücken, humpelte damit durch den Raum, ließ die Krücken krachend auf den Boden knallen und fiel dann selbst auch noch um. Ich bin natürlich gleich hin, um zu schauen, ob er noch schnauft und hab ihm meine nasse Nase ins Gesicht gedrückt 😯. Frauchen hat mich gleich wieder zu sich gerufen und war wohl ganz zufrieden mit meiner Performance. Dann hat sich der Typ in nen Rollstuhl gesetzt und wir haben ihn rumgeschoben. Das fand ich für sich genommen nicht so schlimm, aber ich war insgesamt schon ziemlich gestresst von der Gesamtsituation – die Prüferin war ja auch noch da und der traute ich ja wirklich alles zu. Zum Glück war damit aber der erste Teil geschafft! 😅

Am Nachmittag fand nach einer kurzen  Mittagspause mit warmen Kartoffeln vom Grill, Bouletten und Apfelkuchen (wieder mal nur für die Zweibeiner) ein zweiter Teil statt. Wir mussten erst mal ewig warten, bis wir an der Reihe waren. Irgendwoher hatten die ne Horde Kinder organisiert, die mit nem Ball spielte. Ich ging mit Frauchen an der Leine um die Kinder rum – das kenn ich ja, weil wir an einem großen Spielplatz wohnen. Frauchen leinte mich bei den Kindern am Zaun an und verschwand. Was das sollte, hab ich ja nicht verstanden, nun gut, hab ich halt den Mädels beim Ballspielen, Rumrennen und Kreischen zugeschaut. Als Frauchen wiederkam, saßen alle Kids im Kreis auf einer Picknickdecke und wir hockten uns dazu – ich in die Mitte. Und dann ging die Anfasserei wieder los – Kopf, Hals, Rücken, Bauch, Pfote festhalten. Bei den Kindern fand ich das nicht ganz so schlimm – vielleicht, weil ich auch ständig Leckerchen bekam 😊? Frauchen hat die an die Kinder verteilt und ich durfte sie mir dort abholen. Am Ende ham wir den Kids noch meinen Lieblingstrick gezeigt – der Sprung durch die Arme. Das hat mich wieder mit allem versöhnt 😊.

Am Ende hatten  wir alle bestanden! Yuchhee! Wir hatten alle bewiesen, dass wir gute Teams sind und auch in Stress-Situationen von uns keine Gefahr ausgeht. Die Tierärztin wies die Hundeführer noch darauf hin,  besonders gut auf uns Hunde zu achten und im Zweifel mal Pausen einzulegen oder auch mal einen Einsatz abzubrechen. Uns hat sie empfohlen erst mal gaaanz langsam mit wenigen Einsätzen und nur zum Zuschauen zu beginnen, damit ich mich allmählich an die vielen Kinder und das Angefasst-Werden gewöhnen kann. Schließlich soll es mir ja Freude machen!

So, jetzt fragt Ihr Euch zu Recht, wozu wir das ganze Theater überhaupt gemacht haben? Wir können nun ganz offiziell als Helfer-auf-vier-Pfoten-Team Besuchsdienste in Kindergärten, Schulen und auch in Altenheimen machen! Das ist ne tolle Sache! Wer mehr über die Arbeit dort erfahren will, schaut doch einfach mal auf der Website vorbei: www.helfer-auf-vier-Pfoten.de. Ich hab jetzt also nen ganz offiziellen  Job!

Frauchen hat gleich eine komplette Oberbekleidungs-Ausstattung bekommen (Weste und T-Shirts) und ich krieg noch eine eigene Kenndecke, damit man uns auch erkennt. Und wir sind natürlich supergespannt, zunächst ein paar Mal bei erfahrenen Teams hospitieren zu können! Ich werde Euch gern davon berichten!