Hundebegegnungen: Vertraue ich meinen Menschen?

Meine Menschen mischen sich plötzlich ein

In der spĂ€teren Junghundzeit blieben meine Zweibeiner beim Thema Artgenossen ziemlich hartnĂ€ckig. Sie nahmen mich immer öfter an die Leine oder riefen mich zurĂŒck, wenn andere Hunde in die NĂ€he kamen. Ganz unnachgiebig wurde sie dann wĂ€hrend meiner ersten LĂ€ufigkeit … und einem HTS-Mini-Seminar in Ostrach im November. Sie meinten, ich sollte lernen, Artgenossen zu ignorieren und mich an meinem Rudel zu orientieren – ich weiß auch nicht, wer sich solch einen Mist ausgedacht hat. Ich hab mich trotzdem angestrengt, denn ich will ja schließlich alles richtig machen und irgendwie hatten sie mit der Zeit auch schon mein Vertrauen etwas gewonnen.

Frauchen und ich im GesprÀch

Ohne Leine (nach HTS: Freilauf oder Freifolge) bin ich bei Artgenossen-Sichtung allerdings oft noch ausgebĂŒxt oder an ihnen vorbeigeprescht. Mit der Zeit wurde das aber auch langweilig, denn sie hörten tatsĂ€chlich auf, sich darĂŒber aufzuregen! Ich hab irgendwann festgestellt, dass es nicht mit allen Hunden nur lustig ist, zu spielen. Ich bin ja nun mit 11 kg und 42 cm Schulterhöhe eher ein introvertiertes Leichtgewicht und wenn die anderen deutlich grĂ¶ĂŸer sind und beim Spiel sehr viel Körpereinsatz zeigen (extrovertierte Hunde), kann ich noch so sehr signalisieren, dass ich das nicht mag – da komm ich einfach nicht durch. Eine Zeit lang hab ich das zwar versucht, war aber recht froh, wenn Mutti dann eingriff, um mich vor allzu viel Frust zu bewahren. Manchmal hatte ich aber auch Erfolg (siehe meinen Beitrag Mein erster Erfolg…..). 

Beim Dummy-Training im Kerschlacher Forst

Im Herbst habe ich dann mal eine ganz neue Strategie ausprobiert. Wir waren beim Dummy-Training bei Andrea Rothgang. Außer mir war noch Alfons da, ein junger Retriever, den ich eigentlich ganz in Ordnung finde. Als extrovertierter RĂŒde in der PubertĂ€t ist er fĂŒr mich jedoch eher kein guter Spielkontakt – zu hektisch, wild, körperlich, schwer, auch wenn er das natĂŒrlich gar nicht böse meint. Ebenso wie ich liebt er die Dummy-Arbeit und konzentriert nebeneinander arbeiten war bislang in der Regel kein Problem. Letzte Woche ging leider einmal der Übermut mit ihm durch und er kam mir beim Suchen in die Quere, klaute meinen Dummy und versuchte dann auch noch, mit mir zu „spielen“. Das fand ich total kacke und es hat ’ne Weile gedauert, bis ich mich von ihm befreit und sein Frauchen ihn wieder eingefangen hatte. Meinen Dummy hab ich dann aber trotzdem noch gesucht, allerdings eher in Zeitlupe und immer mit Seitenblick auf ihn – schließlich wollte ich ihn ja nicht nochmal provozieren. O.k., ich gebe zu, ich war eine Woche nach der LĂ€ufigkeit und hab noch ziemlich lecker geduftet – so ein junger Kerl hat noch nicht viel Übung mit seiner Testosteron-Regulation.

An dem Tag klappte es aber wieder ganz gut nebeneinander und Frauchen und Andrea haben höllisch aufgepasst, dass Alfons mich nicht wieder „belĂ€stigt“. Am Ende der Stunde lag ich dann schließlich zufrieden auf meiner Decke, ziemlich mĂŒde und durchgefroren.

Die Zweibeiner ratschten mal wieder endlos. Und das nutzte Alfons aus, entwischte und rannte schnurstracks zu mir. Normalerweise hĂ€tte ich ihm erst mal gezeigt, dass er auf meiner Decke aber auch so gar nix verloren hat – und zwar sehr laut und deutlich. Ich wusste aber ja schon aus Erfahrung, dass er sich um meine Grenzen und Korrekturen nicht sonderlich scherte. Also hab ich erstmal per Blickkontakt bei Frauchen „angefragt“, ob sie das nicht fĂŒr mich klĂ€ren kann. Sie hat das zwar sofort gesehen, war jedoch zu trĂ€ge in ihrer Reaktion. Mein zweiter Blick ging in Sekundenbruchteilen hin zu Andrea, die blitzschnell in sein Halsband griff und ihn von mir wegzog! Wow! Ich war echt beeindruckt! Frauchen hatte zwar sofort verstanden, was ich von ihr wollte („Du, kannst du dich mal bitte um diese Angelegenheit kĂŒmmern!“), muss aber echt noch an ihrer Reaktionsgeschwindigkeit arbeiten! Ich hoffe, dass sie das auch noch hinbekommt! Vielleicht kann ich mich dann kĂŒnftig öfter mal auf meine Zweibeiner verlassen? Bequemer und entspannter ist das fĂŒr mich auf jeden Fall!

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