Meine Zweibeiner sind seit Tagen gut drauf, obwohl sie unfassbar beschäftigt sind. Kisten und Taschen werden gepackt, eingekauft und die Wohnung poliert. Ob da wohl wieder ein Fest ansteht?
Wenn es den beiden zu gut geht, dann muss ich wieder für irgendeinen Blödsinn herhalten … ja, ja, mit mir kann man’s ja machen 😜
Heut früh wurde der ganze Kram dann ins Auto gequetscht. Das kenn ich schon, dann geht es in Urlaub! Da gab’s für mich kein Halten mehr! Ich bezog umgehend meinen Platz im Hof und lies die Karre keine Sekunde mehr aus den Augen! Nicht dass ich noch die Abfahrt verpasse!
Selbst als der Briefträger kam (ich war grad allein im Hof) und den Hausflur betrat, hat mich das nicht die Bohne interessiert – obwohl ich das sonst immer lautstark melde! Soll der ruhig ins Haus gehen: „Our car is my castle!“ Frauchen war total erstaunt, dass ich so ruhig blieb, und unterhielt sich noch freundlich mit dem Postmann darüber. Als der wieder in den Hof trat und auch noch einen Schritt auf mein Auto zu machte, war mir sofort klar, was hier läuft: die Kofferraumklappe war offen und genau da stand die Kiste mit meinem Hundefutter! Ich machte einen großen Satz nach vorne, sprang ihn an, stellte beide Vorderpfoten auf seinen wohlgenährten Bierbauch und blaffte so laut ich konnte: „Stopp! Keinen Schritt weiter! Das Auto und das Futter gehören mir und meinem Rudel! Finger weg!“
Das hättet Ihr sehen sollen! Der hat kein Mucks mehr gemacht, ist sofort stehen geblieben und hat aufgehört zu Pfeifen (das ist übrigens sein Markenzeichen)! Mit meinen 45 cm und 12 Kilo Kampfgewicht hab ich den erwachsenen Kerl von mindestens 80 kg gestoppt! 🥳 Ich war stolz wie Oskar! Der bevorstehende Urlaub war gerettet!
Mein Rudel war da allerdings ganz anderer Ansicht! Der Postbote war total verdutzt und absolutly not amused. Für mich gab es mächtig Ärger von Frauchen, ich wurde umgehend ins Auto gepackt und dort gesichert! Währenddessen entschuldigte sich Herrchen kleinlaut und wortreich bei dem Mann. Ich glaub, die haben überhaupt nicht kapiert, wie gefährlich die Situation war – da musste doch einer was unternehmen! Meine Menschen haben da offenbar überhaupt keinerlei Gespür für! Dabei war ich so tapfer!
Anmerkung von Frauchen
Das war die klassische Das-hat-sie-ja-noch-nie-gemacht-Situation! Im Rückblick wurde uns klar, wie wir das hätten vermeiden können! Paula ist einerseits sozial aber auch sehr stark ressourcen-motiviert. Als Hunde-Persönlichkeit mit angeborener Führungskompetenz achtet sie stets auf Außenreize und hat die Sicherheit der Gruppe im Fokus. In dieser Situation hatten wir sie allein gelassen, waren mit Ein- und Ausräumen beschäftigt und haben den Raum um das Auto nicht aktiv verwaltet. Wir hatten sie in Flur und Hof laufen lassen, daher betrachtete sie es als ihre Aufgabe, die Ressource Auto zu sichern! Ganz schön blöd von uns 🙈!
Was hätten wir anders machen können? Aus Paulas Sicht hatten wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf dem Wohl der Gruppe und deren wichtigen Ressourcen (Auto, Futter, etc.). Wir haben die Führung nicht übergenommen, also musste sie handeln – auch wenn das nicht gerade ihre Kernkompetenz ist! Zum Glück ist sie ein introvertierter Hund, der in solch einer Situation keinerlei Verletzungsabsicht hat, so dass außer einem Schreck in den Gliedern nichts weiter passiert ist!
Hätten wir ihr im Hof oder auch am Auto einen festen Platz oder Raum zugewiesen, wäre für sie klar gewesen, dass wir diesen Raum aktiv einnehmen und verwalten und somit auch darauf achten, das alles in Ordnung ist und kein Fremder eindringt. Sie hätte es dann vermutlich bei einem Knurren belassen, um uns zu signalisieren, dass aus ihrer Sicht Gefahr droht. Die Entscheidung, ob eine Handlung erforderlich ist oder nicht, hätte sie dann vertrauensvoll abgeben können …. Dieser kleine Hund hat uns wieder was gelehrt! Danke dafür!